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Schon immer haben die Menschen an der Thur versucht, sich gegen die immer wiederkehrenden Hochwasser zu schützen. Die alten Verbauungen vermochten die Thur nicht zu bändigen. Die zunehmende Bevölkerungszahl und der wirtschaftliche Druck durch die Industrialisierung der Gesellschaft wuchs beträchtlich. Verschiedene Hochwasser im 19. Jahrhundert richteten enorme Schäden an. Ab 1851 wurden Pläne zur Korrektion erarbeitet, 1862 wurde die Korrektion dem Parlament vorgelegt, und 1869 lag das Projekt vor, das dann ab 1874 ausgeführt wurde.
1890 wurde diese 1. Thurkorrektion abgeschlossen. Die Thur wurde damals begradigt, indem an den engsten Stellen der Mäander künstlich ein Durchbruch hergestellt wurde. Es wurden dann die ersten Dämme gebaut, allerdings aus so unterschiedlichem Material, dass deren Sicherheit vergleichsweise gering war. Aus dieser Zeit stammen auch die Binnenkanäle. Sie waren notwendig geworden, weil es nicht ratsam war, überall, wo kleine Bäche in die Thur mündeten, wieder eine Dammlücke entstehen zu lassen. So werden nun immer noch die kleinen Bäche im Binnenkanal gesammelt und an geeigneten Stellen der Thur zugeführt.
In den 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts brachen die Dämme je zweimal kurz nacheinander und bescherten dem Thurtal immense Überschwemmungen mit hohen Schäden. Darauf wurden Projekte zur Sicherung der Hochwasserbauten erarbeitet. Auf Druck des Bundes mussten diese Projekte aber ökologischer gestaltet werden, bevor dann, zwanzig Jahre nach den Hochwassern, endlich realisierbare Projekte vorlagen.
Seit 1993, rund hundert Jahre nach der 1. Thurkorrektion, wird nun zum zweiten Mal auf der ganzen Länge in den Thurlauf eingegriffen: Die 2. Thurkorrektion. Das Teilstück Frauenfeld–Niederneunforn wurde 2002 vollendet, das Teilstück Schönenberg-Kradolf ist seit 2008 fertiggestellt.