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Konzept Thur+

«Thur+: Das Hochwasserschutz- und Revitalisierungskonzept für das Thurtal» wurde auf der Grundlage eines technischen Berichts ausgearbeitet. Die verschiedenen Bedürfnisse der Anspruchsgruppen, die gesetzlichen Grundlagen sowie die Hochwasser schutzmassnahmen der weiteren «Thur-Kantone» wurden bestmöglich berücksichtigt.

Ziele des Konzepts Thur+

Hochwasser schadlos ableiten

Das Schutzsystem muss so ausgebildet sein, dass ein Hochwasser, das statistisch gesehen alle 100 Jahre eintrifft, innerhalb der Dämme abgeleitet werden kann.

Sohlenlage stabilisieren

Die Sohlenerosion muss verlangsamt werden, damit das Grundwasser und die Infrastrukturbauten (Brückenfundamente, Uferverbauungen) geschützt sind.

Ökologische Aufwertung

Die Thur soll wieder ein naturnahes Fliessgewässer mit eigener Dynamik und grosser Biodiversität werden, so, wie sie es einmal war und wie es auch das eidgenössische Gewässerschutzgesetz und das eidgenössische Wasserbaugesetz fordern.

Heutige Dämme bleiben als Fixpunkt

Die Grundpfeiler des bestehenden und bewährten Hochwasserschutzsystems werden damit beibehalten. Geotechnische Untersuchungen haben jedoch vielerorts Schwachstellen an den Dämmen gezeigt. Diese müssen mit baulichen Massnahmen behoben werden, um die Standfestigkeit der Dämme und somit die Hochwassersicherheit des Thurtals zu gewährleisten. Die Schutzdämme werden nach einheitlichen, zeitgemässen Standards saniert. Mancherorts reichen Unterhaltsmassnahmen aus.

Sicher bis zu einem HQ100

Die Umsetzung des Konzeptes soll sicherstellen, dass auch ein Hochwasser, das statistisch gesehen nur alle hundert Jahre stattfindet (HQ100) plus Freibord), innerhalb der Dämme abfliesst. Das restliche Thurtal ist geschützt. Ausgenommen von diesem Schutz sind nur wenige, eng begrenzte Räume mit geringem Schadenpotenzial (Bereiche bei Pfyn, Altikon und Niederneunforn, wo Binnenkanäle in die Thur münden, sowie kleinere Ausuferungen in der Innenkurve bei Bischofszell.

Ein robustes System

Bei einem Abfluss von rund 1.5 x HQ100 ist die Thur bordvoll, das heisst, der rechnerische Wasserspiegel hat die Höhe der Dämme erreicht. Wasser schwappt über die Dämme, ohne dass grössere Schäden entstehen. Die Binnenkanäle sind mehr eingestaut und der Retentionssee bei der Frauenfelder «Allmend» ist angewachsen, ohne Schäden zu verursachen.

Überlastfall

Für den Überlastfall wurde ein Ereignis von 1.8 x HQ100 angenommen, um die Auswirkungen aufzeigen zu können. Dieses Hochwasser entspricht einem Ereignis, das alle 5’000–10’000 Jahre auftreten kann. Im Überlastfall können die Dämme stellenweise überströmt werden. Das System hat auf praktisch der gesamten Länge seine Kapazitätsgrenze erreicht. In diesem Fall wird ein Überströmen über das Dammsystem hinaus als vertretbares Restrisiko akzeptiert. Durch das Überströmen der Dämme werden die flussabwärts liegenden Abschnitte der Thur bei einem EHQ-Ereignis weniger belastet und die Hochwasserwelle gedämpft.

Die Thur erhält mehr Freiraum

Mit der generellen Aufweitung desFlussbetts von Niederneunforn bis Kradolf-Schönenberg auf einen Sollzustand von 100 Metern wird das Abflussprofil der Thur vergrössert. Grössere Wassermassen finden Platz zwischen den Dämmen und belasten diese im Hochwasserfall dank eines tieferen Wasserspiegels weniger stark.

Sohlenlage stabilisiert sich

Dank der Aufweitungen kann sich die Sohlenlage mittelfristig auf dem heutigen Niveau stabilisieren. Falls der Geschiebeeintrag zunehmen würde, müssten zur Sicherung der Sohlenstabilität verschiedene Massnahmen geprüft werden. In den ersten Jahren nach der Realisierung der konkreten Projekte sind grössere Umlagerungen zu erwarten. Die Berechnungen gehen davon aus, dass zukünftig mit dem aufgeweiteten Flussbett wesentlich weniger Geschiebe weitertransportiert wird.

Die Abnahme der Transportkapazität ist in diesem Fall erwünscht, weil aus dem Einzugsgebiet wenig Material zugeliefert wird. Es können sich Kiesbänke bilden, die im Hochwasserfall umgelagert und weitertransportiert werden. Bei einer generellen Aufweitung ist lokal mit der Bildung vom Kolken zu rechnen. Aus ökologischer Sicht wirkt sich die Kolkbildung positiv aus, da durch die Vertiefungen die Strömungsgeschwindigkeit abnimmt und somit Ruhezonen für die Fische geschaffen werden. Bei Niedrigwasser entstehen für die Tierwelt überlebenswichtige Rückzugsorte.

In Abschnitten, wo der Grundwasserspiegel unterhalb der Thursohle liegt, wird die Kolkbildung eine erwünschte höhere Infiltration der Thur in das Grundwasser bewirken.

Der Dynamik Grenzen setzen

Bereits im Rahmen des Konzepts Thur+ werden mögliche Beobachtungs- und Interventionslinien aufgezeigt. Der genaue Verlauf dieser Linien wird aber erst im Rahmen der kommenden Projekte in einem breiten Mitwirkungsprozess festgelegt.

Beobachtungslinie

Bis zu dieser Linie wird die Dynamik der Thur zugelassen. Sobald diese Linie erreicht ist, wird über die Weiterentwicklung der Dynamik und allfällige Massnahmen entschieden.

Interventionslinie

Diese Linie bildet die äusserste Grenze, die die Thur erreichen darf. Die Dynamik der Thur wird mit baulichen Massnahmen unterbunden (z. B. Buhnen, Längsverbauungen, ingenieurbiologischen Massnahmen).

Soll-Zustand: Die Flussbauerin Thur hat den Raum zwischen den Dämmen umgestaltet.

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