Direkt zum Inhalt springen

Das Land zwischen den Dämmen gehört zu einem grossen Teil Bürgergemeinden, Gemeinden oder Privatpersonen, die es entweder selber bewirtschaften oder verpachtet haben. Um verhärteten Fronten und dem Gang vor Gericht vorzubeugen, sind verschiedene Schritte angedacht.

Die Umsetzung des Konzeptes Thur+ im Rahmen der konkreten Projekte dauert – je nach Etappe – Jahrzehnte. Von der mechanischen Aufweitung bis zum Erreichen der Interventionslinie können nochmals Jahre oder gar Jahrzehnte vergehen. In dieser Zeit sind die landwirtschaftlichen Flächen, die ausserhalb des grundeigentümerverbindlichen Gewässerraums liegen, weiterhin so wie heute nutzbar. Diese Zeit gilt es gut zu nutzen, um gemeinsam gangbare Lösungen zu finden.

Land erwerben

Bereits heute gehören dem Kanton Thurgau einige Flächen innerhalb der Dämme und das Mittelgerinne. In den kommenden Jahren werden die Kaufbestrebungen für die Vorländer inkl. Dämme intensiviert, sodass möglichst viele Flächen beim Start der kommenden Projekte bereits in kantonaler Hand sind.

Mitwirkung der Betroffenen

Die Grundeigentümerinnen und Grundeigentümer sowie andere Betroffene sind eingeladen, bei der Erarbeitung der kommenden Projekte mitzuwirken und sich aktiv einzubringen. Dazu werden die raumplanungsrechtlich geforderten Mitwirkungsverfahren durchzuführen sein. Bei der Auflage können die üblichen Rechtsmittel ergriffen werden.

Entwicklungsprozess ländlicher Raum

Das Konzept Thur+ sieht einen Entwicklungsprozess Ländlicher Raum (ELR) vor. Mit diesem können die landwirtschaftlichen Bedürfnisse deutlich gemacht und den übrigen Ansprüchen im Planungsprozess gegenübergestellt werden. Dank der frühzeitigen Integration aller Akteure sollen einvernehmliche Lösungen bei unterschiedlichsten Themen (Güterwege, Bewässerungsanlagen, Ökonomiegebäude, Agrotourismus usw.) erarbeitet werden.

Realersatz anbieten

Der Kanton Thurgau verfolgt in den nächsten Jahren die Strategie, landwirtschaftliche Flächen im Thurtal für die kommenden Projekte zu erwerben. Der Kauf dieses Kulturlandes ausserhalb der Dämme schafft die Möglichkeit, den Grundeigentümerinnen und Grundeigentümern von Landwirtschaftsland auf den Vorländern Realersatzland anzubieten.

Individuelle Lösungen

Ziel ist es, mit allen diesen Massnahmen zeitraubende und zermürbende Gerichtsverfahren zu vermeiden. Um dies zu erreichen, wird möglichst frühzeitig das Gespräch mit den Betroffenen geführt. Aufgrund der persönlichen Situation wird gemeinsam nach Lösungen gesucht.

Herausforderungen der Natur

Bereits heute gibt es an der Thur grosse Vorkommen von invasiven Neophyten, wie beispielsweise Arten des Asiatischen Staudenknöterichs, des Drüsigen Springkrauts und der Amerikanischen Goldrute. Diese Neophyten breiten sich sehr stark aus, bilden dichte Bestände und verdrängen einheimische Pflanzen. Die Asiatischen Staudenknöteriche können mit ihren Wurzeln auch Schäden an Bauten verursachen. Vereinzelt sind auch Bestände des Riesen-Bärenklaus anzutreffen. Der Saft dieser Pflanzen kann bei Sonnenschein zu Verbrennungen der Haut führen.

Neophytenproblematik bleibt bestehen

Die invasiven Neophyten werden bereits heute so weit als möglich im Rahmen des Unterhalts bekämpft. Bei Bauarbeiten wird Aushubmaterial, das mit Neophyten belastet ist, fachgerecht entsorgt. Da offene Böden für die Besiedlung von invasiven Neophyten besonders anfällig sind, werden sie umgehend mit einheimischen Pflanzen eingesät oder bepflanzt. Die Bekämpfung der invasiven Neophyten bleibt unabhängig vom Konzept Thur+ eine Herausforderung.

Einheimische Mücken

Die beiden Mückenarten Aedes vexans und Ochlerotatus sticticus, die als Überschwemmungsmücken bezeichnet werden, leben und entwickeln sich bevorzugt entlang von Flüssen und in Auengebieten. Sie stechen und werden deshalb als lästig empfunden. Überschwemmungsmücken können zwar Krankheiten wie Sommergrippe (Tahyna) oder Hirnhautentzündung (Encephalitis) auf Menschen übertragen, nicht aber Malaria oder Dengue-Fieber. Stehende Wasserflächen bieten den Überschwemmungsmücken optimale Lebensräume. In permanenten Wasserstellen können sich allerdings Fressfeinde (Libellenlarven, Frösche, Fische etc.) entwickeln. Diese fressen die Mückenlarven und reduzieren somit die Mückenpopulation. 

Mückenmonitoring

Vor dem Bau der kommenden Projekte, während der Umsetzung sowie danach werden regelmässig die Anzahl und Art der Mücken im Projektperimeter erfasst. Es gibt Möglichkeiten, die Mückenpopulationen biologisch zu bekämpfen. Auch beim Bauprojekt 2014 Weinfelden–Bürglen wird vor Baubeginn die Mückenpopulation erfasst und mit einem Monitoring überwacht. 

Nicht jede Mückenplage wird von den Überschwemmungsmücken verursacht. Es gibt auch eine Vielzahl von Mücken, die sich in Gärten, Güllengruben und ums Haus herum entwickeln.

Invasive Mücken

Es ist davon auszugehen, dass sich die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) sowie die Asiatische Buschmücke (Aedes japonicus) mittel- bis langfristig auch im Thurgau etablieren werden. Beide Mückenarten legen ihre Eier gerne in kleine Wasseransammlungen (Astlöcher, verstopfte Regenrinnen, Abwasserschächte, Regentonnen, Pflanzenuntersetzer). Sie sind bei ihrer Fortpflanzung nicht auf Auengebiete angewiesen und haben auch im urbanen Gebiet zahlreiche Möglichkeiten, sich fortzupflanzen.

Weitere Informationen